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Reise nach Mexiko - Baja California im März 2004


San Jose del Cabo ~ Cabo San Lucas ~ Los Barriles



Bereits vor Jahren hatten wir eine Reise zur ca. 1.300 km langen Halbinsel Baja California, Mexiko gebucht. Leider kam die Tour dann aber nicht zu Stande. 2004 also ein neuer Versuch, die Baja California endlich mal zu erkunden. Erst im Januar erreicht uns die frohe Nachricht, dass die 3-wöchige Reise vom 28.02. bis 19.03.2004 tatsächlich von dem Veranstalter für Natur- und Erlebnisreisen Trails-Reisen aus Kempten durchgeführt wird. Allerdings müssen wir das Programm jetzt von hinten nach vorne lesen, da Start der Reise am südlichsten Punkt der Baja California bei Cabo San Lucas ist und nicht - wie meist üblich - in San Diego, USA bzw. Tijuana ganz im Norden der Halbinsel. Diese Städte sind nun also Endpunkt unserer Bus- und Wander Reise durch die gesamte Länge der Baja California in Mexiko. Baja wird übrigens wie Bacha gesprochen.

Frankfurt - Dallas/Texas - San Jose del Cabo sagen unsere Flugscheine. Mit Umsteigen in Dallas werden wir danach insgesamt 20 Stunden bis zur Landung in San Jose del Cabo unterwegs sein, errechne ich. Denn 8 Stunden Zeitdifferenz, die wir beim Hinflug gewinnen, müssen abgezogen werden. Also sind wir morgen Abend gegen 21.00 Uhr auf der Baja California, noch am Abflugtag. Gepackt haben wir jetzt alles und gehen meine Reiseliste nochmals durch. Was mir gar nicht gefallen will, ist nur das Wetter draußen. Es schneit nämlich unaufhörlich; dicke Flocken kommen herunter. Und das in Düsseldorf, wo es sonst fast nie schneit. Um 1.00 Uhr nachts muß ich mal raus. Beim Blick durchs Fenster graut mir trotz des schönen Bildes. Alles ist tief verschneit und es schneit weiter. Hoffentlich schaffen wir es nach Frankfurt, denke ich, schlafe aber wieder ein. Um 4.00 klingelt der Wecker; es schneit Gott sei Dank nicht mehr. Auch das Taxi zum Zug kommt pünklich und sogar der ICE fährt fahrplanmäßig ab. Kaum zu glauben, schon bei Köln ist fast alles schneefrei und in Frankfurt hat man nur vom Schneetreiben im Ruhrgebiet gehört. Meine ganze Aufregung war umsonst.

Wir können gleich einchecken. Freundlich wird uns mitgeteilt, dass die Zufallsauswahl Gabi und mich für eine besondere Gepäckkontrolle von Seesack und Reisetasche auserkoren hat. Wir dürfen dabei sein, als die so schön verpackten Klamotten eins nach dem anderen heraus genommen werden und dann recht wirr wieder hinein kommen. Die nächste Kontrolle gilt dem Handgepäck, den Schuhen und dem Feuerzeug, das ich versehentlich in der Brusttasche gelassen habe. Das gute Stück kommt vor dem Abflug noch mehrfach zum Einsatz, denn ein langer Nichtraucherflug steht bevor. Spät gehe ich erst in die Wartehalle. Zwei Frauen winken mir zu; offenbar sind es die beiden Singels, die lt. Teilnehmerliste mitfliegen und mein Trailsschildchen am Handgepäck gesehen haben. Ein bißchen hübscher hätten sie schon sein dürfen, denke ich und begrüße sie.

Der Flieger von AA scheint neu zu sein und jeder Sitz hat seinen eigenen Monitor auf dem die Flugroute genauestens verfolgt werden kann. Eine tolle Sache. Man kann zudem seinen eigenen Film aussuchen und wer will, auch alle Filme nacheinander sehen. Wer es nicht will - so wie ich -, der sitzt halt während des gesamten Tagesfluges im Dunklen. Denn die Fensterklappen dürfen nicht hoch geschoben werden, da das Licht die anderen beim Fernsehgucken stören könnte. 11 Stunden also im Dunklen sitzen und dabei nicht rauchen und zudem trocken bleiben; die Dose Bier kostet 5 Euro, wozu ich nicht bereit bin. Das Fliegen wird allmählich zur Strafe. In Dallas geht die Strafe weiter. Obgleich wir nicht in die USA einreisen, die Koffer müssen in Empfang genommen, durch den Zoll gebracht und erneut aufgeben werden. Schlimmer jedoch: Rauchverbot im ganzen Flughafengebäude, selbst in Restaurants. Einzige Möglichkeit: Einreise in die USA, außerhalb des Gebäudes rauchen und dann Ausreise aus den USA. Vor dem Weiterflug nach San Jose del Cabo habe ich somit innerhalb von 4 Stunden schon 2 mal die USA besucht. Und saukalt war es in den USA, die ich ohne wärmende Jacke bereisen mußte. Diskriminierung pur im Lande des Tabaks.

Die Lichter von San Jose del Cabo tauchen auf und wir setzen zur Landung an. Die Paßkontrolle geht fix. Uwe - unser Reiseleiter - erwartet uns schon. Endlich kann ich ohne Hetze, ohne Diskriminierung, ohne Kälte, einfach so dahin eine Zigarette genießen - Mexiko, du gefällst mir. Schnell noch ein Geldtausch; ich erinnere mich nämlich an das ärgerliche Vergessen in Dubai. Ein Ehepaar fehlt noch, wie Uwe erklärt und geht sie suchen. Ihr Koffer sei nicht angekommen hören wir dann von ihnen. Die Gruppe ist aber komplett. 4 Ehepaare und 2 Singels - natürlich weiblicher Natur, wie immer bei nicht so luxuriösen Reisen - sind wir, die müde aus dem Flieger gestiegen sind, sich erstmalig beäugen und zusammen die ganze Baja mit Bus und Zelt abklappern wollen. Eine Claudia Schiffer ist ist nicht dabei, aber Gott sei Dank wenigstens ein Paar, das älter als 60 ist, so dass ich mich als Jüngerer der Gruppe fühlen kann.

Der Weg zu unserem landestypischen Hotel ist nicht weit. Ja, in San Jose del Cabo und am Endziel in San Diego haben wir Luxus, die Zelte werden für die Nacht in Uwes Zimmer verstaut. Uwe, ein drahtiger, kleiner Mann mit stämmigen Trekkingbeinen, ist der richtige Typ für besondere Reisen, was sich schon darin zeigt, dass er sofort für Bier sorgt. Gabi und ich genehmigen uns zudem noch einen Schluck aus der Pulle Osborn, die natürlich auch auf der Baja California dabei ist. Totmüde fallen wir dann ins Bett. Ein herrlicher Sonnenschein weckt uns. Erstmalig lernen wir die Kisten, Säcke und Cooler kennen, die zur Gemeinschaftsausrüstung gehören und an Uwe aufs Autodach gehieft werden müssen. Frühstück wollen wir heute noch nicht selbst zubereiten, sondern fahren in eine Bodega und essen dort unsere erste Torta mit großem Pott Kaffee unter Palmen. Rund herum zufrieden kann nun die lange Tour von San Jose del Cabo durch die gesamte mexikanische Halbinsel starten.

Unsere ersten Buskilometer auf der Baja California gehen noch ein Stück südlicher, 21 km nach Cabo San Lucas. Auf einer 4-spurigen Autobahn mit Mittelstreifen fährt man hier, meist auf der Höhe mit Blick hinüber zum Pazifik. Hotelanlagen sind an der Küste schon reichlich zu sehen. Es scheint ein Mallorca für den Tourismus aus USA sowie Kanada zu sein oder jedenfalls zu werden. Das Städtchen Cabo San Lucas liegt wunderschön in einer Bucht und dahinter aufragend ein Bergstock, der wirklich das südlichste Ende der langen, mexikanischen Halbinsel markiert. Lokale, Kneipen, Geschäfte, Kinos, alles ist da, was so ein Sonnenanbeter zwischendurch begehrt. Es ist schön hier, ein paar Tage könnte ich Cabo San Lukas schon vertragen und am Hafen meine rote oder auch gelbe Mageritha mit Sicht auf die vielen Yachten schlürfen. Tourismus wohin man schaut; viele junge Leute sind dabei. Wir fahren um den Hafen herum zur Bootsanlegestelle für das Kap, denn nur per Boot kommt man dort hin. Und hin will natürlich jeder.

Es tummeln sich daher so etliche Boote auf der kurzen Strecke von Cabo San Lucas zum Kap. Entlang einer hoch aufragenden Felswand auf der einen, sowie teils winzigen Felsinselchen auf der anderen Seite geht die Fahrt unter heißer Sonne. Dicht bevölkert von Kormoranen, aber auch Pelikanen ist selbst das kleinste Eiland und Neuankömmlinge quetschen sich noch irgendwie dazwischen. Eine markante, aus dem Wasser stechende Felsnadel rückt näher. Nach rechts öffnet ein Abbruch die Felswand, fast herunter bis zum hier grün-blau schimmernden Meereswasser. Und dazwischen hat sich ein traumhafter Strand breit gemacht. Das Ganze wirkt so schön, dass man es nicht glauben möchte. Nur noch ein kurzes Stück und das felsige, schroffe Ende der Baja ist erreicht. Ja, dort ist also der berühmte Felsbogen im Meer, der jeden Prospekt und jedes Buch über die Baja California ziert. Er ist es wirklich würdig, an einer so exponierten Stelle zu stehen. Alle Kameras klicken natürlich. Auch ich freue mich, dieses einzigartige Photomotiv vom El Arco in meine Sammlung einreihen zu können.

Nun, so ganz am Ende der Halbinsel ist der Bogen aber nicht. Davor ragen nämlich noch einige mächtige Felstürme aus dem Wasser und davor wiederum ein ganz winziges Felsinselchen, auf dem ein dösender Seehund liegt, dessen Schwanzflosse mehrere Zentimeter südlich über den Fels hängt und damit erst das Ende der Baja ausmacht. Den unumstößlichen Beweis hierfür liefert mein Bild. Der Wellengang auf der Pazifikseite läßt unser kleines Boot ordentlich schaukeln. Ein bißchen schippern wir noch zwischen den dekorativen Felstürmen herum und sind dann froh, wieder ins ruhige Fahrwasser des Golfo zu gleiten. Auf den ersten Blick kaum zu erkennen, auf den Felsen lungern fast überall am Kap Seelöwen herum, gähnen oder schielen schläfrig zu uns herüber. Wir sind begeistert, der traumhafte Strand wird angelaufen und für zwei Stunden ist Aufenthalt angesagt. Jeder kann sich aussuchen, ob er lieber am ruhigen Golf oder aber auf der anderen Seite des weißen Strandes am schäumenden Pazifik sonnen will, denn beides ist hier möglich. Einige Pärchen sind auch in dies Paradies gekommen, ziehen sich nach irgendwohin zurück, um offenbar festzustellen, ob der Name Liebesstrand zu Recht besteht.

Uwe will uns noch einiges zum Tourablauf, hier am Liebesstrand erzählen. Es ist aber nicht so lieb und ich höre einen Wermutstropfen platschen. Reihum ist jedes Zelt für einen Tag verantwortlich, das Essen auf den Klapptisch zu bringen: Menuauswahl, Einkauf, Kochen, Abwasch und am nächsten Tag noch das Frühstück. Bei drei Wochen sind Gabi und ich also mindestens zwei Mal dran. Kein so toller Gedanke, ist nicht nur uns beiden ins Gesicht geschrieben. Uwe wird aber Hilfestellung geben, hören wir. Dann geht's nach Cabo San Lucas zurück. Und schon heute beginnt die Fahrt in Richtung Norden. Auf der berühmten Straße Mex 1, die die Baja California von Nord nach Süd oder auch umgekehrt durchquert und erst 1975 fertig gestellt wurde, fährt man hier üblicherweise. Auch wir halten uns an diese Regel, heute bis nach Los Barriles auf der Seite des Golf von Kalifornien. Andere sagen Gulf of California, Mar de Cortes, oder aber Golfo de California.

Erster Stop noch in San Jose del Cabo am großen Supermarkt, der wirklich alles bietet. Zweiter Stop am Flughafen. Wir alle zittern mit Margrit, ob der Koffer vielleicht doch noch angekommen ist und ihre so wichtigen Dinge, wie Schminktäschchen, Wanderschuhe, Kontaktlinsen, Pille zum rechtmäßigen Besitzer zurückkehren. Strahlend erscheint sie wieder; alles ist im Lot, eine gewaltige Tasche wird angeschleppt. Gebirge, hier Sierras genannt, durchziehen die ganze Halbinsel. Immerhin 3.088 m Höhe werden im Norden erreicht. Uns begleitet linker Hand jetzt aber erst die Sierra de la Laguna und zu meiner Freude tauchen auch alsbald die für die Baja typischen Kakteen in Kandelaberform auf. Diese beeindruckenden Kakteen mit dem Namen Cardon werden wir aber noch millionenfach auf der südlichen Baja zu Gesicht bekommen. Meine Begeisterung für diesen Kaktus, der mit bis zu 20 m Höhe Größter der Welt ist und ca. 200 Jahre lebt, sollte dennoch erhalten bleiben.

Einige kleine Nester liegen an der Straße, die wir aber nur durchfahren, da sie nichts bieten. Rechts läßt sich immer wieder der blaue Golfo de Cortes blicken, mal näher, mal weiter entfernt. Ein breites Wadi wird gequert, in dem es sogar etwas Wasser gibt. Statt einer teuren Brücke wurde an tiefster Stelle die Straße schlicht betoniert und das Wasser kann - sofern es denn welches gibt - einfach drüber fließen. Diese praktische Lösung werden wir öfter auf unserer Reise durch die Baja California erleben. Uwe biegt auf eine Schotterstraße ab; er will noch Propangas für den Kocher kaufen. Außer sechs Hunden ist im Depot aber niemand; der Sonntag scheint in der Prärie des katholischen Mexiko offenbar heilig. Auf einem Hügel mit prächtigem Blick hinüber zum Golf und seine weißen Strände ist für mich Photostop angesagt. Natürlich bin ich wieder derjenige, der alleine solche Stops fordert; lediglich Johannes wird - wenn auch nur ein einziges Mal auf der Tour - auch einen Halt wollen. Und der war bei Uwe sogar vorgebucht. Da ich leider einziger Raucher der Gruppe bin, ist der Grund für meine Stops bei allen anderen selbstverständlich klar. Nur, weshalb steigen sie mit mir aus und lassen ihre Kameras reichlich klicken?

Mein letzter Photostop schon nahe unserem Ziel Los Barriles ist Susanne nicht bekommen. In ihrer Wade hat es geknackst, wie sie schmerzhaft mitteilt. Nur humpelnd kommt sie noch voran und das am ersten Tag der Reise. In Gedanken seh ich sie schon nach Hause fliegen. Doch Susanne ist robust, sie denkt nicht ans Aufgeben und tatsächlich wird sie es mit Bravour schaffen. - Strand, Strand, endlosen breiten Strand gibt es bei Los Barriles. Unser erstes Camp ist erreicht, natürlich am Strand. Allein sind wir nicht. Camper der Amis stehen hier und auch auf allen weiteren Camps, die wir anlaufen werden. Mit allem PiPaPo sind sie unterwegs auf der Baja, teils mit gewaltigen Gefährten, umgebauten Bussen oder Trucks. Oft hängt noch ein Pkw hinten dran, andere mit Boot. Selbst ein Hund ist meist dabei, was Gabi besonders freut; denn wenn die Tierchen merken, dass sie gelitten sind, kommen sie begrüßen. In Karawanen fahren die Amis gerne zum nächsten Camp, um dort wieder für Wochen zu bleiben. Es sind fast alles Grauhaarige, Rentner, die auf der Baja unterwegs sind und die liebend gerne mal ein Schwätzchen halten. Zeit haben sie ja in Hülle und Fülle.

Fortsetzung: Los Barriles bis La Paz


 



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