Nach dem Flug von Frankfurt, leider mit Umsteigen in Tunis,
hatten wir die Insel Djerba in Tunesien gegen 19.00 Uhr -
schon recht müde - erreicht. Eine kurze Taxifahrt ins
Hauptstädtchen Houmt Souk an der Nordküste und Absteigen in
einer wunderschönen, wenn auch einfachen Herberge im Stil
einer Karawanserei. Der herrliche Innenhof mit Palmen und Blüten
ließ jetzt wirklich Urlaubsstimmung aufkommen.
Mein Karawansereizimmer (Toilette nur über den
Innenhofrundgang zu erreichen) teilte ich mit Philipp,
unserem 27-jährigem Nesthäkchen. Wie er mir später erzählte,
wird er nach seinem Studium zusammen mit seinem Bruder die
Lederfirma Bree (Hannover) seines verstorbenen Vaters fortführen.
Jetzt war er allerdings erst mal gespannt auf die Wüste, von
der er zwar schon zur Reisevorbereitung einiges gelesen hatte,
aber sie sich dennoch nicht so recht vorstellen konnte. Zur
Einstimmung goß ich uns erst mal ein Gläschen des ( für meine Urlaubsreisen obligatorischen ) "Duty
free" Osborn ein und wir tranken auf gutes Gelingen
unserer Meharée, der Karawanentour.
Beim ersten gemeinsamen Abendessen der Gruppe in einem
tollen Gewölberaum konnten wir uns nun näher kennenlernen:
Es waren die Reiseleiterin Uli sowie ihr Mann Klaus und
Renate aus Wetzlar, Gudrun aus Düsseldorf, Hedwig aus
Bielefeld und Liselotte aus der Nähe von Frankfurt sowie
eben auch Philipp. Eine zweite SUNTOURS -Gruppe, die eine
Jeeptour durch West-Libyen unternehmen wollte, gesellte sich
noch mit Sylvia Jarosch als Reiseleiterin dazu. Rotwein wurde
reichlich genossen, denn jeder wußte, daß schwere Zeiten
bevorstanden: In ganz Libyen besteht nämlich Alkoholverbot.
Um 23 Uhr war dann allerdings doch Schluß, denn am nächsten
Tag sollte die Abfahrt bereits um 6 Uhr losgehen. Besonders
früh aufzustehen gehört wohl immer zu meinen Urlauben!?
Früh gings auch wirklich mit drei Jeeps los. In
vollem Tempo quer durch die tischplatte Insel Djerba mit
ihren vielen Olivenbäumen, über einen langen Damm, der
durchs seichte Meerwasser gebaut wurde, bis aufs ebenso
platte Festland. Die libysche Grenze kündigte sich schon
kilometerweit vorher durch ständige Polizeikontrollen und
die vielen mit grünen libyschen Dinarscheinen wedelnden
Geldwechslern am Straßenrand an. Je näher die Grenze kam,
um so unwohler wurde mir allerdings. Denn trotz des Verbotes
lag tief verstaut in meinem Seesack die Pulle Osborn. Noch
mulmiger wurde es allerdings, als wir das gesamte Gepäck
abladen und vor dem Kontrolltisch des Zolls aufstellen mußten.
Gemütlich und ohne jede Hast wühlte der Beamte die ersten
Taschen und Gepäckstücke durch. Danach wurd´s Gott sei
Dank oberflächlicher und mein Seesack ging - durch tatkräftige
Ablenkung unseres (eingeweihten) libyschen Führers oder war
es doch stilles Einverständnis ?- einfach so durch. Mir fiel
jedenfalls ein Stein vom Herzen und ich genoß um so mehr die
Weiterfahrt, trotz des nunmehr einsetzenden Mülls am Straßenrand.
Einfach unfaßbar!! Und das in ganz Libyen bis tief in die Wüste
hinein.
Die Orte und Städtchen, durch die wir fahren, sind
ziemlich uninteressant, das Land im Küstenstreifen durch Bewässerung
allerdings grün und fruchtbar. Alles gibts um uns
herum an Obst und Gemüse und verkauft wird es an duzenden
von kleinen Ständen am Straßenrand. In der gesichtslosen
und langweiligen Stadt Gharyan wird für heute Quartier
genommen. Als erstes folgt - wie bereits in Tunesien und
beiderseits der Grenze geübt - das lästige Ausfüllen von
Formularen. Wenn ich mir doch endlich einmal meine Paßdaten
merken könnte! Das Hotel ist ausgezeichnet und bietet für
die nächsten 1 ½ Wochen wohl unsere letzte Dusche. Philipp
will sich noch für die Wüste besonders schön machen und
besucht den Hotelfriseur. Zurück kommt er mit einer wüstengeeigneten
Mekkifrisur. Nach acht Uhr dann das ganz ordentliche
Abendessen. Für die nächste Zeit wohl auch das letzte Mal
im Sitzen, wenn auch bereits ohne Bier oder Wein.
Morgens wieder frühe Abfahrt; auf uns wartet nämlich
eine weite Strecke über ca. 700 km durch die endlose Wüste.
Gharyan liegt relativ hoch in den Bergen, die wir jetzt
hinunter müssen, um dann auf schnurgerader und
ausgezeichneter Straße in die immer karger werdende
Landschaft hineinzufahren. Die Bergkette hinter uns läßt
offenbar die wenigen Regenwolken nicht weiter südlich
treiben; sie regnen sich an den Berghängen ab. Monoton
ziehen die weiten Sand- Kies- und Geröllebenen, teilweise
durchsetzt von Tafelbergen, vorbei. Ab und zu zeigen sich in
der Ferne auch niedrige, trostlose Gebirgsketten. Von
Vegetation ist nicht mehr viel zu sehen, allenfalls hier und
da noch ein paar Büsche oder ein einsamer kümmerlicher Baum.
Das reichliche Mittagessen mit Hähnchen, Fisch und Salat
wird in einem der seltenen, staubigen Nester mit dem Namen
Shwayrif eingenommen; wie kann man hier nur leben!? Die
einzige Attraktion sind für uns die jetzt erstmalig
gesichteten Kamele, oder besser Dromedare; Kamele mit zwei Höckern
gibts in Afrika nämlich nicht. Und weiter gehts
in vollem Tempo immer tiefer auf der ausgezeichneten,
geteerten Straße in die Sahara hinein. Parallel verläuft
eine weitere staubige Straße, auf der hunderte von LKW`s mit
riesigen Wasserrohren rollen. Sie dienen dem Bewässerungsprojekt
"Great Man-Made River". Stunden später dann eine
Wohltat für das Auge; das Grün der großen Oase Brak.
Dahinter tauchen auch bereits die ersten Sanddünen des
gewaltigen Erg Ubari auf, in dem sich die größte Attraktion
der gesamten Region verbirgt: die Mandara-Seen. Es ist nicht
zu fassen, quer durch die Ausläufer des gelben Ergs führt
eine nagelneue schwarze Teerstraße. Die Sonne ist bereits am
untergehen als Sebah, die Hauptstadt des Fezzan auftaucht.
Wir aber müssen weiter, da noch über 150 km vor uns liegen.
Bei El Fejej dann endlich wird die Straße verlassen und wir
holpern den Sanddünen entgegen, die seit Durchquerung des
Erg rechterhand auch im Mond- und Sternenlicht sichtbar
geblieben waren. Das Lagerfeuer unserer Tuaregführer taucht
auf; mit großem Hallo und Händeschütteln ist unser erstes
Ziel erreicht.