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Bericht Libyen

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Seite 2 vom Bericht Libyen

 

 

 
Flagge von Libyen

Reise nach Libyen
 
22. März 1997 - 08. April 1997

     

 

      Die Überlandfahrt in den tiefsten Südwesten von Libyen konnte beginnen.

     Nach dem Flug von Frankfurt, leider mit Umsteigen in Tunis, hatten wir die Insel Djerba in Tunesien gegen 19.00 Uhr - schon recht müde - erreicht. Eine kurze Taxifahrt ins Hauptstädtchen Houmt Souk an der Nordküste und Absteigen in einer wunderschönen, wenn auch einfachen Herberge im Stil einer Karawanserei. Der herrliche Innenhof mit Palmen und Blüten ließ jetzt wirklich Urlaubsstimmung aufkommen.

    Mein Karawansereizimmer (Toilette nur über den Innenhofrundgang zu erreichen) teilte ich mit Philipp, unserem 27-jährigem Nesthäkchen. Wie er mir später erzählte, wird er nach seinem Studium zusammen mit seinem Bruder die Lederfirma Bree (Hannover) seines verstorbenen Vaters fortführen. Jetzt war er allerdings erst mal gespannt auf die Wüste, von der er zwar schon zur Reisevorbereitung einiges gelesen hatte, aber sie sich dennoch nicht so recht vorstellen konnte. Zur Einstimmung goß ich uns erst mal ein Gläschen des ( für meine Urlaubsreisen obligatorischen ) "Duty free" Osborn ein und wir tranken auf gutes Gelingen unserer Meharée, der Karawanentour.

     Beim ersten gemeinsamen Abendessen der Gruppe in einem tollen Gewölberaum konnten wir uns nun näher kennenlernen: Es waren die Reiseleiterin Uli sowie ihr Mann Klaus und Renate aus Wetzlar, Gudrun aus Düsseldorf, Hedwig aus Bielefeld und Liselotte aus der Nähe von Frankfurt sowie eben auch Philipp. Eine zweite SUNTOURS -Gruppe, die eine Jeeptour durch West-Libyen unternehmen wollte, gesellte sich noch mit Sylvia Jarosch als Reiseleiterin dazu. Rotwein wurde reichlich genossen, denn jeder wußte, daß schwere Zeiten bevorstanden: In ganz Libyen besteht nämlich Alkoholverbot. Um 23 Uhr war dann allerdings doch Schluß, denn am nächsten Tag sollte die Abfahrt bereits um 6 Uhr losgehen. Besonders früh aufzustehen gehört wohl immer zu meinen Urlauben!?

     Früh ging’s auch wirklich mit drei Jeeps los. In vollem Tempo quer durch die tischplatte Insel Djerba mit ihren vielen Olivenbäumen, über einen langen Damm, der durchs seichte Meerwasser gebaut wurde, bis aufs ebenso platte Festland. Die libysche Grenze kündigte sich schon kilometerweit vorher durch ständige Polizeikontrollen und die vielen mit grünen libyschen Dinarscheinen wedelnden Geldwechslern am Straßenrand an. Je näher die Grenze kam, um so unwohler wurde mir allerdings. Denn trotz des Verbotes lag tief verstaut in meinem Seesack die Pulle Osborn. Noch mulmiger wurde es allerdings, als wir das gesamte Gepäck abladen und vor dem Kontrolltisch des Zolls aufstellen mußten. Gemütlich und ohne jede Hast wühlte der Beamte die ersten Taschen und Gepäckstücke durch. Danach wurd´s Gott sei Dank oberflächlicher und mein Seesack ging - durch tatkräftige Ablenkung unseres (eingeweihten) libyschen Führers oder war es doch stilles Einverständnis ?- einfach so durch. Mir fiel jedenfalls ein Stein vom Herzen und ich genoß um so mehr die Weiterfahrt, trotz des nunmehr einsetzenden Mülls am Straßenrand. Einfach unfaßbar!! Und das in ganz Libyen bis tief in die Wüste hinein.

    Die Orte und Städtchen, durch die wir fahren, sind ziemlich uninteressant, das Land im Küstenstreifen durch Bewässerung allerdings grün und fruchtbar. Alles gibt’s um uns herum an Obst und Gemüse und verkauft wird es an duzenden von kleinen Ständen am Straßenrand. In der gesichtslosen und langweiligen Stadt Gharyan wird für heute Quartier genommen. Als erstes folgt - wie bereits in Tunesien und beiderseits der Grenze geübt - das lästige Ausfüllen von Formularen. Wenn ich mir doch endlich einmal meine Paßdaten merken könnte! Das Hotel ist ausgezeichnet und bietet für die nächsten 1 ½ Wochen wohl unsere letzte Dusche. Philipp will sich noch für die Wüste besonders schön machen und besucht den Hotelfriseur. Zurück kommt er mit einer wüstengeeigneten Mekkifrisur. Nach acht Uhr dann das ganz ordentliche Abendessen. Für die nächste Zeit wohl auch das letzte Mal im Sitzen, wenn auch bereits ohne Bier oder Wein.

     Morgens wieder frühe Abfahrt; auf uns wartet nämlich eine weite Strecke über ca. 700 km durch die endlose Wüste. Gharyan liegt relativ hoch in den Bergen, die wir jetzt hinunter müssen, um dann auf schnurgerader und ausgezeichneter Straße in die immer karger werdende Landschaft hineinzufahren. Die Bergkette hinter uns läßt offenbar die wenigen Regenwolken nicht weiter südlich treiben; sie regnen sich an den Berghängen ab. Monoton ziehen die weiten Sand- Kies- und Geröllebenen, teilweise durchsetzt von Tafelbergen, vorbei. Ab und zu zeigen sich in der Ferne auch niedrige, trostlose Gebirgsketten. Von Vegetation ist nicht mehr viel zu sehen, allenfalls hier und da noch ein paar Büsche oder ein einsamer kümmerlicher Baum.

    Das reichliche Mittagessen mit Hähnchen, Fisch und Salat wird in einem der seltenen, staubigen Nester mit dem Namen Shwayrif eingenommen; wie kann man hier nur leben!? Die einzige Attraktion sind für uns die jetzt erstmalig gesichteten Kamele, oder besser Dromedare; Kamele mit zwei Höckern gibt’s in Afrika nämlich nicht. Und weiter geht’s in vollem Tempo immer tiefer auf der ausgezeichneten, geteerten Straße in die Sahara hinein. Parallel verläuft eine weitere staubige Straße, auf der hunderte von LKW`s mit riesigen Wasserrohren rollen. Sie dienen dem Bewässerungsprojekt "Great Man-Made River". Stunden später dann eine Wohltat für das Auge; das Grün der großen Oase Brak. Dahinter tauchen auch bereits die ersten Sanddünen des gewaltigen Erg Ubari auf, in dem sich die größte Attraktion der gesamten Region verbirgt: die Mandara-Seen. Es ist nicht zu fassen, quer durch die Ausläufer des gelben Ergs führt eine nagelneue schwarze Teerstraße. Die Sonne ist bereits am untergehen als Sebah, die Hauptstadt des Fezzan auftaucht. Wir aber müssen weiter, da noch über 150 km vor uns liegen. Bei El Fejej dann endlich wird die Straße verlassen und wir holpern den Sanddünen entgegen, die seit Durchquerung des Erg rechterhand auch im Mond- und Sternenlicht sichtbar geblieben waren. Das Lagerfeuer unserer Tuaregführer taucht auf; mit großem Hallo und Händeschütteln ist unser erstes Ziel erreicht.


 

Im südlichsten Küstengebiet von Tunesien

Ca. 550km gleichartige Endlosigkeit

Erste Kamele werden gesichtet

Unsere Tuareg bei der Teezeremonie

 




    Nach schmackhaftem Abendessen und nach der bei den Tuareg stets obligatorischen Teezeremonie hieß es, sich nun sein Schlafplätzchen auszusuchen. Von früheren Reisen her war mir ja schon bekannt, welche Kriterien dabei zu beachten waren. Sauberer Untergrund, möglichst nach allen Seiten gerade Fläche und das Kopfteil etwas erhöht. Nicht zu nahe an Büschen wegen ev. Viehzeugs wie Schlangen, Skorpionen etc. sowie Spurensuche in der nahen Umgebung zur Abklärung der Umwelt. Und jedenfalls in der ersten noch ungewohnten Nacht im Freien doch lieber in der Nähe der anderen. Man weiß ja nie. Mein Plätzchen war am Fuße einer mächtig hinter mir aufragenden Düne. Die Zähne wurden schnell geputzt, ein bißchen Wasser ins Gesicht und ab in den Schlafsack. Trotz des phantastischen Sternenhimmels über mir, den ich noch etwas genießen wollte, fielen mir die Augen vor Müdigkeit gleich zu.

     Beim Aufwachen zum - leider nötigen - nächtlichen Aufstehen ein kleiner Schreck; neben mir huschte etwas nach hinten ins Gebüsch weg. Der Spur nach konnte es aber Gott sei Dank keine Schlange gewesen sein, was mich äußerst beruhigte. Ansonsten absolute Stille und eine phantastische, durch den zwischenzeitlich aufgegangenen Mond fahl beleuchtete Dünenlandschaft nunmehr um mich herum. Was ist doch die Welt so herrlich!

     Mit Sonnenaufgang erwache ich wieder. Der erste Blick aus dem Schlafsack fasziniert erneut. Gelb-rötlicher Sand, feinster, weich geschwungener und leicht geriffelter Sand in meinem gesamten Blickfeld. Ein unglaublicher Genuß. Der Blick nach rückwärts wieder anders. Ein gewaltiges Dünengebirge, das bis in den Himmel geschwungen zu sein scheint. Es ist einfach nicht zu fassen. Nur langsam werden auch die anderen Dinge bewußt. Die etwas entfernt im Kreis stehenden Jeeps, die Aktivitäten der bereits aufgestandenen Tuareg und dort und dort ein einsamer Schlafsack der sich zu regen beginnt. Lilo dagegen erscheint nur noch als grün-weißer Punkt hoch auf der Düne. Diesen wandernden, stets weit entfernten bunten Punkt in der Landschaft werde ich auf der gesamten Tour noch oft zu sehen bekommen und mir als typisches Merkmal der Reise in Erinnerung bleiben. Um mein Schlaflager herum hat sich nächtlich doch einiges getan, wie die verschiedenen Spuren mir jetzt bei Helligkeit zeigen. Aber was soll’s, alles nur Füßchenspuren und keine geraden Linien, wie sie Schlangen hinterlassen. Schnell aus dem Schlafsack geschält, ein Feuchttuch über Gesicht und Augen gewischt, die Zähne geputzt und jetzt muß ich auf die Düne. Ein herrliches Gefühl so über den feinen gekräuselten Sand auf dem Kamm einer Seitendüne nach oben zu steigen. Noch keine Spur zeigt sich im Sand, alles ist jungfräulich. Schnell werden die Schritte langsamer, denn der teilweise weiche Sand kostet Kraft. Der Blickfeld weitet sich und auf der rechten Seite wird nunmehr die Sicht auf das breite, grüne Wadi Adjal und dahinter die Steilstufe des Messak Mustafit frei. Ansonsten Weite und Sand, Sand, Sand und Dünen in gelb-rötlicher Farbe. Fasziniert setz ich mich in den weichen Sand und kann mich nicht satt sehen. Tief unter mir die Jeeps und Personen wie Spielzeug in der weiten Landschaft. Leider werde ich schon bald zum Frühstück herabgewinkt. Mit großen Schritten, tief einsinkend geht’s steil und schnell den Dünenhang hinunter. Das erste tolle Erlebnis der Tour.


 

 Unser Lager bei Helligkeit

Erste Blicke am Morgen

Hoch auf einer Düne über unserem Lagerplatz

Blick auf die Steilstufe des Messak Mustafit

 




     Nach dem Frühstück und dem Verstauen der Klamotten im Seesack stand die Fahrt zu den Mandara-Seen auf dem Programm. Dieses Ziel steht ganz oben für jeden Libyenreisenden. Auch für mich waren die Seen ganz entscheidend für die Buchung gewesen, hatte ich doch in meinen Reisezeitschriften schon so viel Überschwängliches von diesem Highlight gelesen: Es soll einer der Höhepunkte in der gesamten Sahara sein. Ich - wie alle anderen auch - war wahnsinnig gespannt darauf.

     Zuerst sollte allerdings eine kleine Wanderung über flache Dünen und langgezogene Tennen anstehen, die wir gerne annahmen. Langsam und staunend, immer wieder um die eigene Achse drehend, gings durch den weichen, wunderschönen Sand dahin. Eigenartig, je nach Richtung zum Sonnenstand veränderte sich die Farbe der Dünenlandschaft und wirke mal blaß, mal bräunlich oder gelb-rötlich. Stundenlang hätte ich so weiter wandern können. Aber leider kamen bald die Fahrzeuge nach und die weit auseinandergezogene Gruppe - jeder wollte offenbar die ersten Eindrücke in dieser Welt alleine genießen - traf sich wieder. Und dann rauschten die Jeeps mit uns los. Wie auf einer Autobahn! Unglaubliche 70 oder 80 Stundenkilometer bei geraden Strecken durch den Sand. Immer anderen Autospuren folgend, die reichlich vorhanden waren. Zwischendurch dann hin und wieder ein Päuschen, um kleinere, unberührte Dünen zu besteigen oder Gelegenheit zu geben, in vollen Zügen zu genießen. Wie soll man eine solche phantastische Dünenlandschaft beschreiben? Man muß sie einfach selbst erleben !!

- F o r t s e t z u n g - II -
 

Flagge von Libyen

 

 

 

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