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Reise auf die Kapverdischen Inseln im März 2003


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Insel Sao Vicente



Da auf Sal der internationale Flugplatz liegt, muß jeder, der Cabo Verde besuchen will, als erstes mal auf dieser Insel landen. Und von hier kann man dann mit der hiesigen Fluggesellschaft TACV auf die anderen Eilande hüpfen. Das war über Jahre hinweg der Grund für mich, Kapverde nicht anzusteuern. Vertrauen in Fugzeuge dieses armen Landes, quasi afrikanisch, hatte ich wirklich nicht und mit Fähren war es schlecht bestellt. Mutig fanden wir daher unseren Entschluss, in 2003 - trotz der Bedenken - ein Inselhüpfen zu buchen, denn nur Sal zu sehen, war schlicht zu wenig für 6 Stunden Flug mit den entsprechenden Kosten. Um so größer die Überraschung: Keine Seelenverkäufer erwarteten uns auf dem Flugfeld, sondern gepflegte Turboprop Propellermaschinen neuerer Bauart. Und - so pünktlich wie auf Kap Verde sind wir bisher selten geflogen. Unser Inselhüpfen wurde somit nicht getrübt und ich konnte hier beim ersten Flug von Sal nach Sao Vicente auch noch die Aussicht auf die Insel Sao Nicolau von oben genießen. Nur ca. 50 Minuten dauert der Flug.

Unsere gebuchte Gruppenreise für das Inselkarussell besteht nur aus Gabi und mir :-))   Privater geht's nicht. - In einer großen Kehre schwebt unsere Maschine in diese herrliche Bucht auf dem Bild ein, denn hier ist der Flugplatz der Ilha Sao Vicente. Unmittelbar am Strand im Hintergrund des Bildes beginnt die Landebahn. Und dies ist der Blick, den die Bewohner des am Hang liegenden, kleinen Fischerortes Sao Pedro tagtäglich vor sich haben. Unglaublich tiefblaues Wasser mit tausenden von Schaumkronen drauf und feinsandiger, breiter Strand umgeben von kahlen Bergen. Der tägliche Fang auf dem unruhigen Meer dürfte den Fischern in ihren farbigen Nußschalen aber wohl wichtiger sein, denn nur davon können sie hier leben. Sao Pedro selbst wirkt recht trostlos und wird von meist kräftigem Wind durchweht.

Starker Wind herrscht bei der Landung; dies ist auf den kapverdischen Inseln aber nichts besonderes, vor allem nicht auf Sal, Boa Vista und Santiago. Dennoch herrlichster Sonnenschein beim Verlassen der Maschine. Gut belegt war der Flieger, wie es auch bei allen anderen Flügen sein wird. Obgleich offenbar aber fast immer Plätze frei sind, soll es recht schwierig sein, kurzfristig zu buchen oder umzubuchen. Unsere Flüge waren jedenfalls bereits gebucht und wir wurden auf allen vier Inseln pünktlich abgeholt. Hier in Sao Vicente vom deutsch sprechenden Reiseleiter und Taxifahrer in einer Person. Schon die ersten wenigen Kilometer Fahrt auf der Ilha bis nach Mindelo zeigen, auch Sao Vicente ist kahl, trocken und fast ohne Grün. Im Gegensatz zu Sal ziehen jedoch schroffe Bergketten durch die Insel. Mindelo ist die zweitgrößte Stadt von Kapverde. Ca. 40.000 Einwohner hat sie und einen großen, fast kreisrunden Naturhafen oberdrein. Es ist ein versunkener Urkrater.

Mindelo, wer kennt diesen Namen schon. Ich kannte ihn vor der Buchung jedenfalls nicht. Und sehr viel besser war mir auch der Name Sao Vicente nicht bekannt. In früheren Zeiten war dies anders. Für die Dampfschifffahrt um Afrika herum und nach Brasilien sowie Argentinien war Mindelo ein wichtiger Hafen, da hier Kohle und Proviant aufgenommen werden konnte. Alte, hübsche Kolonialhäuser direkt am Hafen zeugen noch heute davon. Sie wurden von den Briten erbaut, die neben den Portugiesen hier ebenfalls aktiv waren. Wir fühlen uns in diesem Städtchen recht wohl, wandern durch die Straßen, sitzen in einem Cafe oder im kleinen Park direkt am Hotel und beobachten die Menschen, die ohne jede Hektik vorbei kommen. Sauber und recht gut gekleidet sind fast alle hier. Man hat in keinster Weise den Eindruck, in einem der ärmsten Länder der Welt zu sein; ich glaube diese These aber auch nicht, da wir auf den anderen Inseln ebenfalls keine erkennbare Not oder bittere Armut - wie in manch anderen Ländern - vorgefunden haben. Auch die hiesigen Autos erstaunen. Keine alten Möhren, sondern Fahrzeuge neuerer oder sogar neuster Bauart. Und gar nicht so wenige.

Nur ein einziger, jüngerer Bettler sprach mich auf den von uns besuchten Inseln an; im kleinen Park am Hotel in Mindelo. Er schob sein T-Shirt hoch und zeigte auf seinen wohl genährten Bauch. Ich schüttelte den Kopf, worauf er nun eine Zigarette haben wollte. Nochmals ein Kopfschütteln und er zog mürrisch ab. Problematischer sollen in Mindelo Kinderbanden sein, die wir aber in den drei Tagen Aufenthalt nicht zu Gesicht bekommen haben. Man darf einem bettelnden Kind mit strenger Miene nur nichts geben, so unser Reiseleiter, dann hat man Ruh; ansonsten hat man das ganze Rudel am Hals. - Ein bißchen Nachtleben gibt es hier auch. An ein paar Discos kommen wir vorbei. Unser abendliches Bier trinken wir jedoch in einer recht nett gestalteten Kneipe nahe dem Hafen. Gezapftes Bier oder auch Flaschenbier kann man bestellen. Bei letzterem kommt schlimme Erinnerung an die Karibik auf. Denn auch auf den kapverdischen Inseln gibt es keine Flaschen, sondern nur Fläschchen mit 0,25 l Inhalt laut Etikett. Mir erscheint es allerdings erheblich weniger zu sein :-(   Die Preise schwanken zwischen 80 bis 250 Escudos, wobei 100 Escudos grob gerechnet ca. 1 Euro bedeuten. Also eine einfache Umrechnung.

Solche alten Häuschen sieht man leider kaum noch in Mindelo. Die meisten sind neuerer Bauart und haben zwei oder drei Etagen. Höhere Häuser gibt es nur wenige direkt am Hafen und die sind brandneu erstellt. Sie sind irgendwie unpassend im ansonsten recht hübschen Stadtbild. Unser Hotel mit 3 Sternen hat nur zwei Obergeschosse. Deshalb macht es uns nichts aus, dass der Lift die ganze Zeit über streikt. Wie es sich für gute Hotels gehört, erhalten Alleinreisende - die waren wir ja trotz unses Status als Gruppe - erst mal das schlechteste, freie Zimmer des Hauses. Hier die Nr. 109 mit direktem Balkonblick auf eine nahe Wand und nach rechts hin auf den hoch ummauerten Hotelparkplatz. Dubai mit Zimmer 138 läßt uns grüßen. An der Rezeption schaut die Dame unschuldig drein und sucht solange im Computer herum, bis sie endlich fündig wird. Es ist eins der vielen freien Zimmer (wie wir feststellen) in der 2. Etage mit herrlichem Blick auf die Stadt und einen Ausschnitt des Hafens. Die Zuteilung erfolgt allerdings mit der Bemerkung, dass der Lift außer Betrieb sei, was wir gerne in Kauf nehmen. Da jetzt alles stimmt, kann der mitgebrachte Osborn zur Einstimmung auf Sao Vicente endlich genossen werden.

Ca. eine halbe Million Menschen bevölkern die kapverdischen Inseln. Man schätzt, dass etwa 700.000 Menschen im Laufe der Zeit das Land verlassen haben, um im Ausland, insbesondere in Amerika und Europa ein besseres Leben zu finden. Die weitaus größte Kolonie mit 180.000 Kapverdianern soll in Boston leben. Wie auf dem Bild zu sehen lebt Weiß neben Schwarz auf Kapverde; die meisten Menschen haben aber eine Farbe irgendwo dazwischen. Von der Optik her so meine ich, die Menschen mit denjenigen in der Karibik vergleichen zu können. Die ganz Schwarzen, die man vor allem auf der Insel Sal trifft, sind jedoch Senegalesen, die hier ihren Geschäften mit den Touristen nachgehen. Etwa 20 % der Bevölkerung soll weder lesen noch schreiben können.

Direkt am Hafen von Mindelo liegt der interessante Fischmarkt, der alles aus dem Meer von nebenan bietet. Selbst aus dem Hafen werden mit langen Netzen von Land aus die Meeresbewohner heraus gefischt. Ab und an herrscht im Markt auch besondere Stimmung, wenn sich nämlich die Marktweiber in die Haare kriegen und sogar mit Fischen schmeißen. Für die Unbeteiligten natürlich ein Genuß. In den umliegenden Straßen breitet jeder, der was anzubieten hat, seine Waren aus. Hauptsächlich ist es aber Obst oder Gemüse. Photomotive findet man hier reichlich.

Wie es sich nun mal für solch eine Hafenstadt gehört, hat Mindelo auch ein altes Fort, das den Hafeneingang in früheren Zeiten bewachte. Heutzutage steigt man als Tourist nur hoch zum Fort, um den schönen Blick über den Hafen, die Stadt Mindelo, die Gebirgskette mit dem Monte Verde und die gegenüber liegende Insel Santo Antao zu genießen. Einen Weg zum Fort hinauf zu finden, erweist sich für uns aber vom Hafen aus als schwierig. Ein oben laufendes eng umschlungenes Paar zeigt, irgendwo gib es einen einfachen Weg. Wir finden ihn aber nicht. Auf einem steilen, kaum auszumachenden Pfad über Kies und Geröll gelingt uns dann doch noch der Aufstieg. Eine Umrundung des Forts gelingt uns allerdings nicht mehr, denn um die Ecke ist nunmehr das Päarchen stehend intim geworden und wir müssen uns diskret zurückziehen. Dabei schrecken wir jetzt einen Voyeur auf, der beleidigt abzieht und uns so netterweise den richtigen Weg wieder hinunter zeigt.

Das an dieser Stelle geballte Grün muss ich natürlich sofort im Bild festhalten. Wir sind auf der Fahrt quer durch die Insel Sao Vicente, von Mindelo nach Calhau. Entlang eines Flußlaufes, in dem allerdings jetzt kein Wasser fließt. Einige alte Wind- mühlen holen aus der Tiefe aber noch Wasser nach oben, so dass wenigstens kleinere Areale bewässert werden können. Gemüse wird im wesentlichen angebaut. Die Regenzeit ist im Sommer, im Juli und August. Sofern es dann überhaupt regnet - in den letzten Jahren blieb der Regen so gut wie aus -, ist es aber nicht sehr viel. Die höheren Berge der nahen Inseln Santo Antao und Sao Nicolau halten die wenigen Regenwolken meist fest und für Sao Vicente bleibt so nur der Rest. Richtig grün wird er auf der Insel daher nie.

Die kleine Ortschaft Calhau an der Ostküste von Sao Vicente ist schnell erreicht. Weiter als 20 km ist auf dieser Insel nichts entfernt. Der Ort Calhau ist für Wohlhabendere von Mindelo ein Wochenendgebiet. Einige ganz hübsche Bungalows stehen hier direkt an der zum Baden recht wenig geeigneten Lavaküste. Viel los ist an Wochentagen natürlich auch nicht. Nur ein paar Hunde begrüßen uns - was Gabi freut - und unser Fahrer hält ein Schwätzchen mit Bediensteten der Häuser. Auf der Ilha kennt man sich
Vom vorherigen Bild aus weiter nach links geht der Blick auf die flacher werdende Insel. Und noch weiter links wird im Dunst die gebirgige Insel Santa Luzia erkennbar. Die Gewässer hier sollen sehr fischreich sein. Es ist der einzige Reichtum, den die Kapverden zu bieten haben. Denn Bodenschätze gibt es nicht und der Landwirtschaft mangelt es an Wasser. Das ist das entscheidende Problem von Cabo Verde. Es regnet zu selten und zudem immer weniger. Meerwasser muß daher mit erheblichem Aufwand an teurer Energie entsalzt werden. Alle Hotels (zumindest) auf Sal sind per Dekret gezwungen, eigene Entsalzungsanlagen zu bauen und zu unterhalten. So haben wir es jedenfalls gehört, gesehen haben wir aber keine.

Fortsetzung: Sao Vicente


 



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