home   |  überblick  |  peking  |  ch. mauer  |  xian  |  yangtze  |  damm  |  route  |   fotos







Unsere China Reise vom 24.04. bis 09.05.2002


 III

Xian - Terrakotta Armee



Ca. eine Stunde dauert der Flug von Peking nach Xian. Die Stadt Xian (chinesisch Xi'an geschrieben und wie Schi An gesprochen) ist eine uralte Kaiserstadt, von der aus über Jahrhunderte hinweg China regiert wurde. Wie noch diverse andere - teils bei uns völlig unbekannte - Städte in China, hat Xian mehrere Millionen Einwohner. Bei über 1,2 Milliarden heutigen Chinesen allerdings auch kein Wunder. Allgemein bekannt wurde die Stadt jedoch durch die vielen Ausgrabungsstätten im Umkreis von Xian. -- Auf dem 1. Bild die " Große Wildgans Pagode "aus dem 7. Jh. Es git auch noch die Kleine Wildgans Pagode, die sogar mehr Stockwerke hat. Woher die Namen stammen, ist ungeklärt geblieben. Auf dem 2. Bild sieht man Gläubige vor der " Großen Wildgans Pagode ". Sie zünden die Kerzen an, um ihre Gebete ins Jenseits tragen zu lassen. Einer der wichtigsten Wünsche der alten und heutigen Chinesen ist, "Ein langes Leben" zu haben. Viele Zeichen, Gesten, Figuren etc. haben in China denn auch diese Bedeutung und sollen es beschwören.

Die Stadtmauer von Xian ist gewaltig. Wie eine Straße, auf der bequem zwei Laster aneinander vorbeifahren könnten, wirkt die ca. 14 km lange Krone des Bauwerks. Die Breite war wohl für die Streitwagen ausgelegt. Die Mauer umschließt 8 m hoch die gesamte Innenstadt von Xian und wurde in voller Länge mitsamt der Wachtürme und der vier zusätzlich befestigten Toranlagen wieder restauriert. Die ehemaligen, vielen kleinen Häuschen unmittelbar außerhalb der Mauer mussten leider der jetzigen Parkanlage weichen.
Aufregung in unserer Gruppe: Zwei ältere Damen gingen hier - vorübergehend - verloren. Sie waren offenbar so begeistert von der Stadtmauer, dass sie die Zeit vergaßen und die Busabfahrt verpassten. In China wird aber alles wieder ins Lot gebracht, so auch bei unseren beiden Damen. Jedenfalls hatten sie - so meine Erinnerung - dann überreichlich Gesprächsstoff.

Ein hübsches Mädchen aus der Kaiserstadt. Dem Kaiser würde sie sicherlich auch gefallen haben. Aber seine Zeit ist vorbei. So empfängt sie uns nun zum Essen und wir Niederen haben den Genuß ihres Anblicks.
Das Essen in China verläuft etwas anders als bei uns. Man sitzt an großen, runden Tischen bis zu 10 Personen. Auf dem Tisch selbst ist eine drehbare, runde Glasplatte mit kleinerem Durchmesser als die Tischplatte angebracht, auf die die Speisen in steter Fortsetzung für die gesamte Mannschaft in größeren oder kleineren Tellern gestellt werden. Jeder bedient sich nunmehr aus den Köstlichkeiten, indem er nach Wahl die Glasplatte zu sich dreht. Zu schnell zu drehen wäre aber aus verschiedenen Gründen unhöflich, die ich hier aber nicht alle aufzählen möchte, da sie den Rahmen bekleckern würden. Nur so viel, man könnte in China als gierig angesehen werden, wenn man schnell weiterdreht, obgleich ein anderer, an dem die Nascherei gerade vorbei zieht, sich anschickt das selbst begehrte Häppchen zu nehmen. (Fortsetzung zum Essen folgt).

Die berühmte Terrakotta Armee - terracotta warriors - aus Xian. Ein weiteres Weltwunder menschlichen, chinesischen Schaffens. Erst 1975 wurde diese unglaubliche Stätte entdeckt oder richtiger, als solche erkannt. Bruchstücke und Tonscherben waren von den dort ansässigen Bauern zwar schon desöftern gefunden, aber nicht an Kundige weiter gegeben worden. Ein Bäuerlein brachte dann aber doch einmal das Teilstück eines Tonkriegers ins Museum. Die darauf eingeleiteten Untersuchungen brachten jetzt sehr rasch das seit über mehr als 2000 Jahre alte verborgene Weltwunder zu Tage. Und das clevere Bäuerlein sitzt heute glücklich und zufrieden im Souvenirshop und signiert pfeiferauchend das hier erhältliche Buch über die Terrakotta Armee, sofern man eins kauft.

Generalstabsmäßig wie zum Kampf sind die Soldaten und auch Pferde aufgestellt. Selbst die Flanken werden bewacht, wie auf dem Bild erkennbar ist. Die Generalität steht dabei gesondert, wobei mir aber nicht klar geworden ist, ob seitlich oder hinter den Kriegern. Auf jeden Fall stehen sie aber erheblich tiefer im Erdreich. - Eigentlich unfassbar, jede einzelne Figur der Soldaten ist ein Unikat. Kopf, Körper, Arme und Beine sind bei jeder Person unterschiedlich. Offenbar mußte hier eine ganze Armee als Modell dienen, um nun in Ton dargestellt, Jahrtausende überleben zu können. Echte Waffen hatten diese Krieger ursprünglich ebenfalls, was sie natürlich zur Fundgrube für aufständige Sklaven werden ließ. Die Zerstörung der Armee erfolgte daher auch bereits einige Jahrzehnte nach ihrer Herstellung.

Im 3. Jh.v.Chr. wurde China von Qin Shihuangdi erstmalig geeint und er wurde damit der 1. Kaiser Chinas. Seine von ihm begründete Dynastie währte jedoch nur die kurze Zeit bis 207 v.Chr. Ein ewiges Denkmal hat er sich aber zumindest durch seine gigantische Grabanlage gesetzt. Die vom ihm - zu seinem Geleit im Jenseits - befohlene Terrakotta Armee ist davon allerdings nur ein Teil. Die eigentliche Grabstätte, ein gewaltiger Erdhügel unter dem ein ganzer Palast vermutet wird, ist bislang noch gar nicht geöffnet worden.
Auch die Armee ist erst in Teilen ans Tageslicht gekommen. Und es wird weiter mit größter Sorgfalt - auch mit deutscher Hilfe - ausgegraben und restauriert. Allein diese Arbeit an der Armee wird noch Jahrzehnte andauern. Eine Vorstellung vom Umfang der Arbeiten bekommt man leicht in der 2. Halle, in der an vielen Stellen penibel das Erdreich geräumt wird. Die Krieger, ein einziger Schutthaufen aus Scherben, Köpfen, Armen, Beinen etc., müssen hier Stück für Stück gesichtet und wieder zusammengefügt werden. Vieles ist leider kaum noch erkennbar oder verwertbar.

Diese mannshohen Krieger tragen Brustpanzer, Hutschleifen und viereckige Schuhe. Die Generäe haben Bärte, die leichte Infantrie hat dagegen Dutts. Auch eine Kavallerie wurde gefertigt. Von den ehemals bunten Farben der Röcke, Kragen, Hosen, Bommeln etc. ist heute kaum noch was zu sehen. Auch Kampfwagen standen einst in den Kavernen, die jedoch alle verrottet sind. Aber nicht nur diese große Armee wurde von circa 700.000 Arbeitern für den Kaiser geschaffen, sondern zudem Statuen von Faustkämpfern, Viehzüzüchtern, Akrobaten, Beamten sowie Vögel in einer nachgebildeten Uferlandschaft.

Auch ausgeblutete Pferde, Tiger und Pandabären wurden dem Kaiser in die Ewigkeit mit gegeben. Ebenfalls wurden Gruben mit menschlichen Skeletten gefunden. Unklar ist noch, ob sie dem Herrscher in den Tod folgen mußten, was in diesen Zeiten nicht ganz ungewöhnlich war, oder ob es sich schlicht um verstorbene Arbeiter handelt. Die Zukunft wird allerdings erst zeigen, welche weiteren Überraschungen noch unter dem 56 qkm großen Grabareal des Kaisers Qin Shi lagern. Der Kaiser Qin Shi gilt heute als der Begründer Chinas und von ihm leitet China auch seinen Namen ab. Er muß ein brutaler Despot gewesen sein, der seine Gegner lebendig begraben ließ; andererseits blühte China aber in seiner Zeit auf und schuf Gewaltiges, wie gerade diese Grabanlage beweist. Man steht vor dieser Armee und will nicht glauben, das es so etwas geben kann. Das unmittelbare Erlebnis ist einfach nicht zu beschreiben, man muß es eben erlebt haben.

Um die Ausgrabungsstätten der Terrakotta Armee wurden zwei riesige Hallen gebaut, wovon eine sogar temperiert ist. Sie dienen dem Schutz vor Verwitterung. Eine dritte kleinere Halle umschließt den Fundort des Generalstabes dieser Armee. Alle drei Hallen sowie das zugehörige Museum liegen jedoch in unmittelbarer Nachbarschaft und werden der Reihe nach besichtigt, um die Touristenströme lenken zu können. Denn Besucher gibt es hier so viel wie Tonkrieger. Man kann jeweils außen herumwandern und hat besten Blick hinab in die diversen Gruben. Hinunter darf man aber nicht.

In den Hallen herrscht Fotografierverbot und Polizisten überwachen die Ver- und Gebote. Schauen sie jedoch in die andere Richtung, klicken die Kameras und es beginnt ein Blitzlichtgewitter. Also, ganz so ernst ist das Verbot offenbar nicht gemeint. Auch ich habe mich - wenn auch widerstrebend - schuldig gemacht. Sinn des Verbotes ist natürlich, mit angebotenen Bildern und Dias Geschäfte machen zu können. - Nur schwer trennt man sich vom Anblick der Tonkrieger und es geht einem durch den Kopf, was noch alles so zum Vorschein kommen wird. Bei diesem riesigen Areal ist wohl alles möglich. Fast benommen verläßt man den umfriedeten Bezirk der riesigen Hallen und wird abrupt in die Gegenwart gestoßen; aufdringlichste Händler erwarten uns schon vor dem Tor. Kleine Tonfiguren, Püppchen und sonstiger Krimskrams werden einem unter die Nase gehalten. Es bleibt wirklich nur die Flucht in den Bus.

Ein Pferdegespann aus der Zeit des Kaisers Qin, dem 3. Jh.v.Chr. Diese orginalgetreue Nachbildung fand ich in unserem luxuriösen Hotel in Xian. Das Original, das nicht in Lebensgröße erstellt ist, wurde bei der Ausgrabung der Terrakotta Armee gefunden und ist bestens erhalten.
Unsere Hotels in Peking und Xian hielten übrigens allen Ansprüchen Stand. Bei größeren Hotels in China soll dieser internationale Standard auch üblich sein. Mit Eurocheque-Karte (Mastercard dabei) war die Bezahlung zudem kein Problem. Gleiches galt für das Schiff; am Ende der Reise wurde abgerechnet und konnte per Karte und /oder Restgeld bezahlt werden.

Der Stelenwald von Xian. Auch ich konnte mir unter diesem Begriff zunächst nichts vorstellen. Es ist eine Ansammlung von gewaltigen Steinsäulen und -platten, in die uralte Schriftzeichen eingemeißelt sind. Sie sollen bis zu den Ursprüngen der chinesischen Schrift zurück gehen. Für mich sind die chinesischen Schriftzeichen schon immer faszinierend gewesen, da sie stets wie ein Gemälde wirken, harmonisch und schön. Viele chinesische Bilder und Zeichnungen sind deshalb wohl auch beschriftet. Zum Schutz vor Verwitterung - oder eher der Touristen? - stehen die Stelen hinter Glas, wie auf dem Bild unschwer zu erkennen ist.
In einer schönen Tempelanlage mit vielfältigen Bonsaigestaltungen sind diese Stelen untergebracht. Aber auch weitere interessante Sammlungen finden sich hier, wie Quarz-, Stein-, Porzellanstücke sowie versteinerte Knochen von Sauriern und deren Eiern. Ein Besuch ist hier wirklich lohnenswert.

Fortsetzung: Yangtze Kiang


 



home   |  überblick  |  peking  |  ch. mauer  |  xian  |  yangtze  |  damm  |  route  |   photos