Unser Schiff hat in der Hafenstadt Jiujiang angelegt, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Eine ca. 10 km lange Brücke mit je einer eigenen Etage für Auto und Bahn überquert hier den Yangtze. Allein schon die diversen Auffahrten auf die Brücke kann man aus Sicht eines Rheinländers als großzügige Rheinbrücken bezeichnen. Die Brücke ist übrigens Teil eines in China in Angriff genommenen Autobahnnetzes. Leider fahren wir nicht auf die andere Seite des Yangtse, sondern bleiben diesseits, um das Lu Shan Gebirge zu erkunden. Ein Friedhof in der Nähe von Jiujiang fasziniert uns. Er zieht sich über mehrere Hügel hinweg und wirkt wie ein große Ortschaft. Richtige Gehwege sind allerdings nicht vorhanden und bei schlechtem Wetter, wie es hier wohl üblich ist, dürften die Gräber wegen des Matsches recht schwierig zu ereichen sein. Wir sind deshalb nicht hineingewandert.
Nur etwa eine Autostunde von der Stadt Jiujiang entfernt liegt das Lushan Bergmassiv. Es ist ein Erholungsgebiet ersten Ranges in China, da die Landschaft wirklich bezaubernd ist und angesichts der Höhe von über 1000 m die Temperaturen im feuchtheißen Sommer der Jangtze Ebene hier oben sehr angenehm sein sollen. Genau 393 Kurven müssen auf der Straße genommen werden, um das Städtchen auf dem Bild zu erreichen. Es ist ein hübscher und gepflegter Kurort, der alles bietet, was ein Erholungssuchender so haben möchte. Auch Mao und Chiang Kai-Shek, ursprünglich Freunde und spätere politische Kontrahenten hatten hier eine luxuriöse Bleibe. Das Haus, ein heutiges Museum, kann sogar besichtigt werden. Es ist fast noch alles vorhanden, was von ihnen benutzt worden ist, von den Betten, Duschen bis hin zum Porzellangeschirr. Der Besucherandrang ist allerdings gewaltig.
Sehr steil fallen die Berge nach allen Seiten ab. Die sich ergebenden Motive sind berauschend, zumal dann, wenn weiße Wolken von unten die Hänge herauf ziehen. Dichter und Maler haben dieses Panorama seit vielen Jahrhunderten auf ihre Weise festgehalten. Tausende von Touristen wandern heutzutage diese Wege ab und es macht fast keinen Spaß mehr, mitten in dem Gewühl zu stecken. An manchen Stellen ist der Andrang sogar so stark, dass es zeitweise weder vor noch zurück geht. Dennoch, dieser Wanderweg ist ein Muß. Über mangelnde Phototermine brauche ich mich dagegen nicht zu beklagen, denn immer wieder werde ich gebeten, mit meiner langen Nase ein Gruppenbild oder auch einzelne Personen zu verzieren. Aus Dankbarkeit bieten sie sich dann leider selbst als Photomotiv an, was ich schlecht ablehnen kann. Bei nur 12 Filmen, die ich jeweils in Urlaub mitnehme, ein schwieriger Spagat.
Der Blick wie ein chinesisches Gedicht oder ein chinesisches Gemälde.
Nicht nur solche Blicke gibt es im Lushan, sondern es wächst auch bester Tee auf dieser Höhe. Gerade die richtige Höhe des Anbaus ist nämlich für die Qualität des Tees eine entscheidende Voraussetzung. Und nur die jungen Blättertriebe sollten verwertet werden. - Für mich war diese Höhe aber vor allem deshalb ein besonderer Genuß, da wir die 1.000 Meter Wolkensuppe unter uns lassen und wieder mal die Sonne sehen konnten. Dies hatte ich sehnsüchtig erhofft.
Am künstlich angelegten Kaiserkanal, der Shanghai mit Peking verbindet. Auch dies eine unglaubliche Leistung der Chinesen. Um circa 600 n. Chr. wurde dieses gigantische, fast 2.000 km lange Bauprojekt im östlichen Flachland von China verwirklicht und schuf damit eine wichtige Nord-Süd Verbindung im Lande. Auch heute wird der Kanal noch als Transportweg benutzt sowie zur Bewässerung der Felder. Erstmalig sehe ich hier auch Schiffe, deren gesamter Rumpf aus Beton gegossen ist. Wie man auf dem Bild erkennen kann, schwimmt erstaunlicherweise selbst sowas. Wir sind auf dem Weg in die Stadt Yangzhou.
Ein nettes Mädchen aus der Stadt Yangzhou, das mit ihrem Freund eng umschlungen durch diesen wunderschön angelegten Park schlendert. Offen Gefühle zu zeigen, ist im heutigen China nichts Ungewöhnliches mehr. Westliche Kleidung und auch Färben der Haare sind durchaus normal. Nichts anderes gilt für die Handys, die hier ebenfalls schon genügend zu hören sind; die Gespäche sollen allerdings recht teuer sein. - Natürlich steht für das Paar auch Fototermin mit einer Langnase an. Die freundlich blickenden Schlitzaugen sind dann der Dank für mich. Das Bild habe ich als Gegenleistung gerne gemacht, zumal es die neue Generation in China exemplarisch zeigt. Auch unsere Gruppe wandert weiter im Park herum. Über Brücken allerdings nur im Zick-Zack-Kurs, den kleine Mauern vorgeben. Wir sind heilfroh darum, da die bösen Geister und Dämonen in China nicht um Ecken gehen können und wir sie somit endlich loswerden.
Im Daming Kloster der Stadt Yangzhou. Auf dem Bild eine mehrere Meter hohe, oben konisch zulaufende Säule, in der diese Unmenge an kleinen Buddhastatuen eingearbeitet ist. (Das Foto zeigt nur einen kleineren Ausschnitt dieser Säule.) Zur Anlage des Klosters gehört neben Tempeln auch eine vielstöckige Pagode, die eine gute Aussicht über Yangzhou und Umgebung bietet. Für dringende menschliche Bedürfnisse ist im Kloster natürlich auch gesorgt, allerdings mit Bevorzugung männlicher Personen, wie es sich nun mal für ein Mönchskloster gehört. Die Abwässer aus dem Herrenklo fließen daher in offener Leitung mit allem Drum und Dran unter den Damensitzen hindurch und verschwinden dann umgehend. Wegen mangelnder Gleichberechtigung in China haben sich in unserer Gruppe aber manche Damen aufgeregt.
Eine beschauliche Bootsfahrt in der reizvollen Umgebung der Stadt Yangzhou steht - nach der Aufregung im Kloster - noch auf dem Programm. Für Ohrenschmaus sorgt ein junges, engagiertes Mädchen mit einem mir unbekannten Musikinstrument.
Chinesische Modenschau in Seide und Schlitz.
Mode ist - Buddha sei Dank -, eine internationale Sache und man versteht sie (meist). Ganz anders sieht es in China allerdings mit der Sprache, Schrift und Verständigung aus. Englisch, Französisch oder Deutsch sind Fehlanzeige in China. Nicht einmal die Taxifahrer verstehen ein Wort, außer eben auf Chinesisch. Wenn man selbständig irgendwo hin will, man muß es sich aufschreiben lassen und vorzeigen. Und in jedem Fall, das Kärtchen des Hotels sollte man immer dabei haben. Das wirklich Schwierige an der chinesischen Sprache liegt darin, dass es 4 Tonhöhen gibt, und ein und das selbe Wort in verschiedener Tonlage gesprochen, eine völlig andere Bedeutung bekommt. Wir haben denn auch nur 'Ka Bee' und 'ni hau' gelernt, wovon Letzteres 'Hallo' bedeutet. Es war immer gut angebracht und wurde freundlich erwidert.
Unsere Einfahrt in den Hafen der Millionenstadt Shanghai. Das Panorama ist wirklich würdig für diese geschäftige und quirlige Stadt, deren Namen quasi das Synonym für China darstellt und selbst bei uns dem kleinsten Kind bekannt ist. Auch für mich war Shanghai von klein auf ein besonderer Fleck auf der Landkarte, der jetzt endlich mit echtem Leben erfüllt werden sollte. Schade nur, dass lediglich 1 1/2 Tage für diese faszinierende Stadt verbleiben. Unser Schiff wird hier am bekanntesten Kai der Stadt Shanghai anlegen, nämlich dem 'Bund', im Zentrum dieser durch den Hafen zweigeteilten Riesenstadt. Shanghai ist im Wesentlichen eine moderne Stadt geworden, in der Superlative und Zukunft Trumpf ist. Das geht hin bis zur nagelneuen Trasse des Transrapid, die wir vom Zentrum der Stadt bis zum 50 km entfernten, neuen (natürlich) Flughafen schon bewundern konnten.
Ängstlichkeit, Scheu, Bedenkenträgertum und Verweigerungshaltung dem Neuen gegenüber - wie es in Deutschland leider üblich geworden ist -, ist hier in keinster Weise zu spüren. Besonders beeindruckt hat mich der Bau einer neuen Parkanlage im Zentrum. Gleichzeitig wurde an allen Stellen gearbeitet: Ein bereits vorgefertigter Wald aus Bambus gepflanzt, Gehwege gefertigt, Springbrunnen angelegt, Spielplätze errichtet und Bauten hochgezogen. - Eins habe ich aber vermißt in dieser Stadt: Von dem ehemals so Verruchten, den gemütlichen Kneipen, alten und typisch chinesischen Vierteln, in denen das Leben wie ehedem pulsiert, habe ich nichts gesehen. Vielleicht war ich aber auch nicht in der richtigen Gegend. (Links der 468 m hohe und damit 3. höchste Fernsehturm der Welt.)
Diese tolle Ansicht bot sich uns vom kleinen Balkon der Kajüte aus. Selbst vom Bett her konnte ich diesen Blick genießen, da unser Schiff mit der anderen Seite am Kai anlegte. Das große Gebäude gegenüber, mit einem Hotel im mittleren Bereich, hat eine Höhe von 420 m und ist damit eines der höchsten Bauten der Welt. Nicht weit davon entfernt wird jetzt ein Komplex errichtet, in dem das höchste Bauwerk der Welt entstehen soll; seine Höhe wurde aber noch nicht preisgegeben, damit nicht zwischenzeitlich an anderer Stelle des Globus ein noch Höheres erstellt werden kann.
Mitten in der Stadt liegt eine Oase der Ruhe, abgeschottet vom Straßenlärm und der Hektik draußen. Es ist der Tempel des Jadebuddha. Und in ihm eine der schönsten Buddhadarstellungen, die wir bisher gesehen haben. Dieser liegende Buddha hinter Glas soll vollständig aus Jade hergestellt worden sein, einem Material, das die Chinesen ganz besonders lieben. Er konnte vor einer Zerstörung während der unsäglichen Kulturrevolution gerettet werden. Denn in dieser Zeit wurden bis zu 80 % der Kulturgüter Chinas vernichtet, die einen Bezug zum Glauben oder zum Kaisertum hatten. Noch schlimmer muß aber der Hass auf die Intelligenz des Landes gewesen sein. Diese wurde aufs Land verschleppt und hatte dort härteste Arbeit unter fatalen Bedingungen auf den Feldern leisten. Viele überlebten diese Zeit nicht. Auch darüber hörten wir auf unserer Reise.
Mit einer Nachtrundfahrt durch Shanghai endet leider unsere Reise im Riesenreich China. So beeindruckend wie der Fernsehturm auf dem Bild war für mich die gesamte Tour. Ich bin mir deshalb sicher, dass noch weitere Reisen von uns in dieses faszinierende Land anstehen werden. Für diesmal aber:
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